Nichts sehen wir so scharf und eindeutig wie die Fehler oder das Scheitern von anderen und haben die Erklärungen parat. An unseren eigenen Erfolgen können wir uns beglücken und deren Muster lustvoll wiederholen – weil wir insgeheim und gern von der Annahme leben, dass wir eine Ausnahme sind – und nicht wissen wollen, dass zum anzweifeln des Bekannten mehr Mut gehört als zum erforschen des Unbekannten.
Nicht so bei unseren eigenen Fehlern; dort sind wir eher geneigt, dieser unangenehmen Erfahrung Aufmerksamkeit zu entziehen und die Kreativität auf die Exkulpation zu verwenden oder mit ihnen zu kokettieren. Hätten wir keine Fehler, so fänden wir nicht so viel Vergnügen daran, bei anderen welche aufzuspüren, meinte schon LaRochefoucauld und ergänzte: „es gibt gewisse Fehler, welche gut dargestellt, besser glänzen als Tugenden“.
„Wenn immer ein Freund erfolgreich ist, stirbt ein kleiner Teil in mir“, kommentiert Gore Vidal sarkastisch seine Neigung, Menschen bei deren Fehlern und Problemen näher zu sein als bei den Stunden ihres Triumphes.
„Glück gehabt“ ist die größte Beleidigung für den self-made-man; und unsere Fehler nisten im blinden Fleck von vielen Jahren Erfahrung, die häufig nichts anderes ist als ein Jahr Erfahrung, aber diese vielmals.