Als Promotor des Neuen hat man ihn bestellt – dem Zaudern der Räte zum Trotz die Jugend an die Spitze gelassen. Hypothek sagen die einen, kalkuliertes Risiko als Chance die anderen. Er hat gut gelernt von denen, die darauf aus waren, das Kürzungsgeschäft des Managements im Fachangelsächsisch zu verstecken: ”Nur wer keine Fehler begehen will, hat die Chance, alles falsch zu machen.” Lean Management ist für ihn nur eine von vielen Möglichkeiten und sicher bar jeglicher Phantasie. „Wo Restauratoren am Werke sind, ist die Leiche nicht fern“ übt er sich in Sarkasmus und erschreckt so die Sachwalter der Gegenwart, die ein Kalkül betreiben, als wenn die Möglichkeitsform schon Wirklichkeit wäre.
Mit Mitte 30 kann man es noch sein: ein Dogmatiker des Undogmatischen und immer auf der Suche nach der Überprüfung der eigenen Meinung – mehr gespeist aus Widerspruch als aus beifälliger Zustimmung. „Führung auf Sicht“ ist ihm suspekt und eine zynische Überhöhung der Ahnungslosigkeit.
Ihm geht es nicht um das korrekte Verfahren, sondern um das richtige Ergebnis. Gern zitiert er Knut Bleichers These, nach der wir („immer und grundsätzlich“) in den Strukturen von gestern, mit den Methoden von heute, an den Problemen von morgen arbeiten – und das mit Menschen, die die Strukturen von gestern gebaut haben und das Morgen innerhalb der Organisation kaum noch erleben werden.
“Ich führe nicht aus der Mitte, sondern aus der Bewegung” ist sein Credo der Veränderung, in dem es nur Handlungsalternativen und keine Möglichkeiten zur Unterlassung gibt. So findet er sich in die Fluchtlinie von Ereignissen gestellt, die immer wieder neu definieren, wie eine Zukunft aus der Gegenwart erwächst.
Dem Narzissmus der Funktionseliten entzieht er sich mit Verve: “Im Grunde interessiere ich mich nicht für mich selbst” ist sein Versuch, sich nicht im Gefängnis seiner Biographie verhaften zu lassen. Und seine Selbstwirksamkeit ist mehr Evolution: “Wer in Ruhe wirken will, muss Unruhe stiften”.
Eine Einordnung der Serie FührungsKräfte finden Sie hier!